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Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit.
Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien.
Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz.
Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate
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Spitzen wiederum aus Feuerstein gebildet sind. Hat der Jäger einen solchen Pfeil verschossen, so daß er nicht im Körper des Wildes steckt, dann sucht er sorgsam das Schußfeld ab, denn der Pfeil ist wertvoll für ihn wegen der geraumen Zeit, die seine Herstellung erfordert.
Ihre Jagdbeute: Gewiß sind die Waffen gar einfach und
kunstlos im Vergleich zu denen einer späteren Zeit, in welcher der Mensch schon die Verarbeitung der Metalle kennen gelernt hatte, aber sie erfüllten bei der großen Gewandtheit der Menschen jener Tage, bet der Schärfe ihrer Augen, der Kraft ihrer Arme und Beine und bei der genauen Kenntnis aller Schliche und Gewohnheiten der Tiere doch ihren Zweck. Auch heute haben sie es ge-tan; denn mit reicher Beute kehren die Jäger vom frohen Weid-gang heim. Auf zwei frisch gefällten, jungen Tannen tragen sie einen feisten Hirsch und an einer der Stangen baumelt ein gelbbrauner Fuchs, der schon den wärmeren Winterpelz angelegt hat. Reinekes Balg wird nun in Streifen geschnitten werden, um das Gewand des glücklichen Jägers zu schmücken. Jubelnd umspringen die Kleinen die Heimkehrenden, den Großvater, Vater, Bruder und die sonst Versippten.
Auf dem Wege zum Heim: Mit den Jägern kehren die
Kinder zum eigentlichen Heim der Sippe zurück. Aus dem Wege, den sie einschlagen, läßt das Oberhaupt der Gesamtfamilie das
scharfe Auge, überall umherspähend, nach dem Rechten schauen. Aus einmal zeigt einer der Knaben hinunter zum Fluß. Und wie die anderen der weisenden Hand mit dem Auge folgen, sehen auch sie, wie einer aus ihrer Sippe in schwerfälligem Rachen — ein dinbaum ist's, mühsam mit Feuerbrand und Steinkeil ausgehöhlt — im Fluß umherfährt, um in den Buchten Reusen aus geflochtenen Weiden zum ergiebigen Fischfang auszulegen. Und dort erblicken sie, auf einem über das Wasser hängenden, zur Hälste verdorrten Baumstamm liegend, einen halbwüchsigen Jüngling, der die Flachsschnur mit dem Angelhaken aus Knochen in das Wasser senkt.
Die Jäger aber schreiten auf dem Rücken des Abhanges weiter. Hier sind fast alle Bäume fortgeschafft — welche Arbeits-
leistung für diese Menschen mit ihren geringen Werkzeugen! — und ein großer Platz ringsum mit Pfahlwerk eingeschlossen, zur Ausnahme des Viehes bestimmt. Zur Stunde aber ist der eingefriedete Raum leer. Die Rinder und Schafe weiden unten auf
den schönen Weideplätzen ant Talufer, die Schweine tummeln sich im Waldfmttpfe, und die Ziegen klettern unter der Aussicht zweier Knaben an den kräuterreichen Abhängen umher.
Im Heim: Ganz in der Nähe liegt auch die Heimstätte der
Sippe. Eine stattliche Zahl einfacher Hütten erhebt sich an Ort und Stelle (Steinzeit-Ausiedlung hinter dem Petersberge). Sie sind aus Holz erbaut und mit Stroh oder Schilf bedeckt. Die Fächer
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400
73. Ein Königsidyll vom Tegernsee.
rief baun der König, „da esse ich auch gleich mit — jetzt hab' ich doch so viele Köche daheim und doch kann mir kein einziger noch richtige Knödel machen."
Diese Vertraulichkeit des Königs suchten die Bauern natürlich mit allen erdenklichen Aufmerksamkeiten zu erwidern. Wenn ihm irgend ein alter schöner Baum gefiel, so machte der Besitzer ihn sofort Sr. Majestät zum Geschenk und eine Reihe der herrlichsten Linden ist in Tegernsee nur dadurch von der Axt verschont geblieben. Wo er neue Wege anzulegen wünschte, gab man ihm C-cnnd und Boden ohne Entschädigung; vor allem aber lag ihm ein Waldpfad zum „Bauer in der Au" am Herzen. Als derselbe vollendet war und der König ihn znm erstenmal allein beging, fand er plötzlich mitten im Walde einen blanken eichenen Tisch und auf demselben waren Butter und Milch, Erdbeeren und Kirschen sorgsam zugerichtet; davor ein stattlicher Großvaterstuhl und weit uni) breit niemand zu sehen. Er ließ sich nieder und schmauste, die Bauern aber waren ringsum in den Gebüschen versteckt und weideten sich daran, wie ihre Kost dem Fürsten mundete. Erst als er wieder aufbrechen wollte, kamen sie hervor und einer von ihnen, der Seppl von Abwinkel, hieß ihn mit einer kurzen Ansprache willkommen.
All das sind nur kleine einzelne Züge und dennoch sind sie wahr —
denn aus denselben atmet die Seele jener Zeit.
Dazwischen gab es freilich auch mitunter ein hochgesteigertes öffentliches Leben, die Kaiser von Rußland und Österreich, die Fürsten aller erdenklichen Länder kamen nach Tegernsee zum Besuch und großartige Beleuchtungen des Sees oder der Berge wurden zu ihren Ehren veranstaltet. Wenn wichtigere Beratungen nötig waren, kamen die einzelnen Minister heraus und eine Reihe der bedeutsamsten Gesetze und Verordnungen (wir erinnern nur an die berühmte „Tegernseer Erklärung" zum Konkordat) trägt das Datum dieses Ortes. Selbst die Kammern des Landes wurden einmal vom König nach Kaltenbrunn und Kreuth geladen und dort bewirtet.
Im ganzen aber überwog doch unendlich die — Idylle; sein Verhältnis zu den Bewohnern war noch immer am richtigsten bezeichnet durch jenes
rührende, naive Wort, das ihm beim Einzug einst ein Münchener Bürger in den offenen Wagen rief: „Na, Maxl — weilst nur Du da bist!" Seine Nähe
allein, seine Persönlichkeit hatte etwas Beglückendes für das Volk. Am letzten
Tage seines Lebens, am 12. Oktober 1825 (es war sein Namenstag), hatte er ein Bild des Schlosses zum Geschenk erhalten; er betrachtete es lange und zuletzt hielt er die Hände vor das tränende Gesicht und sprach halblaut: „Mein liebes Tegernsee!" — Noch in derselben Nacht war Max I. eine Leiche.
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516
107. Mit einem Königsherzen.
genden Natur dieser Zug mit dem toten Herzen des geliebten Königs! — Ein Gegensatz, der auf der laugen, zweitägigen Fahrt sich auf allen Wegen wieder aufs neue geltend machte.
Aber auch von den vielen Tausenden, denen der Trauerzug begegnete, störte nicht ein einziger diese feierliche Stimmung. Mit entblößten Häuptern in lautloser Ehrfurcht, meist auch mit gefalteten Händen und im sonntäglichen Kleid standen sie längs den Häusern ihres Dorfes oder sie hatten sich an den Seitenwegen auf freiem Feld und unter Baumgruppen versammelt, während der Kirchturm ihres oft in weiter Ferne abseits liegenden Dorfes sein Trauergeläute zur Landstraße herübersandte. — Und hatte auch gar manche dieser erste günstige Tag auf Feld und Wiese zur lang verschobenen Arbeit verlockt, so hielten sie doch damit ein, sobald sie nur aus der Ferne den Zug gewahrten, und entblößten das Haupt und manch eine Gruppe von Landleuten sahen wir mitten in ihrem Felde niederknien und dem Herzen ihres Königs ihr gläubiges Gebet mit auf den letzten Weg geben: Wenn dann der hochwürdige Stiftsdechant all den großen und kleinen, andächtig harrenden Reihen in den Dörfern, am Feldrain und am Waldsaume die silberne Urne mit dem Trauerflor darhielt, da sah man es den Leuten an den Augen an: das war keine gemachte oder erheuchelte Rührung, sondern der schlichte Ausdruck altbewährter bayerischer Treue und Ehrfurcht für ihr Königshaus, daraus dieses Herz als eines der edelsten für das Wohl und den Frieden des Landes so aufrichtig gesorgt, so wohlmeinend geschlagen hatte.
Auf der Höhe von Neufahrn blickten wir nochmals nach München zurück, das ein sonniger Hauch überwob, und fuhren dann bergab, während der An-zinger Forst in dunkler Fläche hinter dem gleichnamigen Dorfe sich ausdehnte.
Schon auf der Landstraße wurde der Zug in feierlicher Prozession von der Geistlichkeit, den Beamten und dem zusammengeströmten Volke eingeholt und so zogen wir durch das Dorf Anzing und geleiteten unter dumpfen Posaunenstößen das königliche Herz in die Kirche an demselben Försterhause vorüber, in dem es so manches Jahr nach glücklich vollbrachtem Weidwerke bei fröhlichem Mahle sich ergötzt hatte. — Man war in München im Zweifel gewesen, ob sich wohl znr Ehrenwache in Anzing genug Landwehrmänner vorfinden würden, und schon waren zur Vorsorge die Kürassiere zu diesem Dienste beordert. Aber zwei vollständige Kompagnien Landwehr, von je einem Major geführt, von denen die eine von Grasing, die andere von dem fünf Poststunden entfernten Erding aus völlig freiem Antriebe herübergekommen waren und durch das Dorf bis an die Kirche Spalier gebildet hatten, bewiesen deutlich, wie das Volk, das einst den lebenden König so hoch gehalten, nun auch jetzt für fein totes Herz, ohne jeden amtlichen Befehl, aus treuer Liebe von selbst zu sorgen wußte. Nachdem der Stiftsdechant unter Assistenz einer Menge von Geistlichen ans der Umgegend das königliche Herz auf dem würdig verzierten Katafalk beigesetzt hatte, während ein Männerchor nach besten Kräften
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55. Eine L>zene aus der Sendlinger Bauernschlacht.
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Nun galt's nicht Kampf mehr um Sieg und Freiheit, jetzt ging es ums arme Leben.
Der Rücken war noch frei bis zur nahen Dorfumfassuug; dort in Zäunen und Heckeu gab es noch Hindernisse für die Verfolger, in Häusern, Scheunen, Ställen noch Deckung gegen das mörderische Blei, auf Straße und Feldweg vielleicht noch ein Entkommen. Was noch stand, wirbelte in Haufen die Hänge und die hohle Straße am Kirchhof hinauf.
Hier hetzt der kaiserliche Geueral Kriechbaum selbst sein Fußvolk den Fliehenden auf den Nacken.
In dichten Massen schieben sich die Kolonnen den Berg heran, inmitten der Kommandant des Entsatzkorps mit seinem Gefolge, Grenadiere voraus, die den vom freien Feld sich Zurückziehenden auf dem Fuße folgen. Schonungslos wird hier das Dolchbajonett gebraucht, die neue Waffe de's Fußvolks, welche, mit dem Holzheft in die Mündung gepflanzt, die Muskete zum wuchtigen Spieß machte. Was nützt dagegen die dünne Seuseuklinge, was Gabel, Sichel und Knüppel!
Nur der wuchtige Morgenstern, von nervigem Arm geschwungen, die schneidende Axt und die altertümliche Hellebarde mag dagegen bestehen.
„Zum Freithof" brüllt da oben der Sensenmann an der Mauer und durch die enge Psorte schiebt sich das hastige Getümmel um Schutz bei Altar und geweihtem Boden zu finden. ofamm&ier schütze.
Das Spundbajonett im Lauf der Infanterie-muskete hindert den Schuß, aber oben von der Mauer blitzt es, pafft und knallt es wie beim Scheibenschießen.
Hier halten noch Jsarwinkler im grünen Rock mit dem kurzen gezogenen Radschloßstutzen stand gegen den geschlossenen Ansturm des kaiserlichen Fußvolkes.
Wohl werden auch hier schon die Grabhügel zum harten, kalten Sterbebett derer, die aus dem Gemetzel im Wiesengrund hierher sich noch schleppend verbluteten, und die alte Kirche aus ferner, eisenharter Zeit sah nie noch solch Getümmel um ihre altersgrauen Mauern, wo das Blut der Gemordeten, das über die Altarstufen rieselte und an die falten Wände spritzend verrauchte, dem Ort des Friedens und ewiger Ruhe selbst die Weihe nahm.
der kurfürstlichen Prinzen zu hindern und, einmal im Besitz der Hauptstadt, von hier aus der österreichischen Herrschaft ein Ende zu machen. Hauptsächlich waren es wehrhafte Männer vom Oberlauf der Isar und dem Land zwischen Loisach und Mangfall — Jsarwinkler — die selbstbewußt, trotzend auf eigene Kraft, den blutigen Strauß wagten.
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422
81. Die Walhalla.
80. Die hohle Weide. (Herbst 1832.)
Von Friedrich Rückert.')
Der Morgentau verstreut im Tale Sein blitzendes Geschmeide,
Da richtet sich im ersten Strahle Empor am Bach die Weide.
Im Nachttau ließ sie niederhangen Ihr grünendes Gefieder Und hebt mit Hoffnung und Verlangen Es nun im Frührot wieder.
Die Weide hat seit alten Tagen So manchem Sturm getrutzet,
Ist immer wieder ausgeschlagen,
So oft man sie gestutzet.
Es hat sich in getrennte Glieder Ihr hohler Stamm zerklüftet Und jedes Stammchen hat sich wieder Mit eigner Bork' umrüstet.
Sie weichen auseinander immer Und wer sie sieht, der schwöret,
Es haben diese Stämme nimmer ßu einem Stamm gehöret.
Doch wie die Lüfte drüber rauschen, So neigen mit (Beslister Die Zweig' einander zu und tauschen Noch Grüße, die Geschwister;
Und wölben überm hohlen Kerne Wohl gegen Sturmes Wüten Ein Obdach, unter welchem gerne Des Liedes Tauben brüten.
Soll ich, o Weide, dich beklagen,
Daß du den Kern vermissest,
Da jeden Frühling auszuschlagen Du dennoch nie vergissest?
Du gleichest meinem Vaterlande, Dem tief in sich gespaltnen,
Von einem tiefern Lebensbande Zusammen doch gehaltnen.
81. Die Walhalla.
Von Karl Theodor von Heigel?)
Als den schönsten Festtag seiner langen Regierungszeit bezeichnet Ludwig selbst den Tag der Grnnbsteinlegung zur Walhalla. Am 2. Oktober 1808 hatte der Jüngling an Johannes Müller geschrieben: „Walhalla ist kein Werk sür einen Kronprinzen, wäre zu kostspielig; soll ich einst König werben, errichte ich es!" Seit biefer Zeit aber waren in seinem Auftrag bitrch Künftlerhanb nach und nach die Brustbilber der berühmtesten Deutschen geschaffen worben. Ter Platz für bic Halle würde schon 1810 bei Gelegenheit eines Besuches des Fürsten Taxis gewählt. Im Herzen Deutfchlanbs, nörbltch von der ehr-würbigen Karolingerstabt Regensburg, von der Goethe sagt: „Es liegt gar schön, schon die Gegenb mußte eine Stadt herbeilocken!", bis zu dem alten Stauf hinab, wo einst Albertus Magnus die geheimnisvollen Gesetze der Natnrkrafte zu ergninben strebte, zieht sich eine langgestreckte Hü'gel kette längs
*) „Gesammelte Werke" Iii, S. 33. Leipzig 1897, Gustav Fock. S) „Ludwig I., König von Bayern", S. 106 ff.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rückert Friedrich Karl_Theodor_von_Heigel Karl Ludwig Ludwig Johannes_Müller Goethe Albertus_Magnus Magnus Gustav_Fock Gustav
105. König Maximilian ü. von Bayern und die Wissenschaft. 503
So blieben denn die historischen und politischen, die mathematischen und physischen Wissenschaften als das eigentliche Feld königlicher Hilfe und Liberalität. Dabei aber erschienen ihm doch immer alle einzelnen Disziplinen als ebensoviel Zweige des einen mächtigen Baumes der menschlichen Erkenntnis, an welchem jeder Ast und jedes Blatt berechtigt sei, der in seinen Wurzeln Nahrung ziehe ans der Vergangenheit, in seinen Früchten Nahrung biete den künftigen Geschlechtern und seinen erquickenden Schatten ausbreite über die gegenwärtige Menschheit. Dieser Baum des Wissens war es, den er pflegen wollte zum Gewinne und zur Ehre Bayerns, Deutschlands, der Menschheit. Denn sein erster Gedanke galt immer Bayern. Was frommt meinem Volke? so lautete die erste Frage, die er au sich stellte. Die zweite war: Was ist geeignet das deutsche Wissensgebiet zu erweitern, die deutsche Literatur zu bereichern und zugleich, als von Bayern ausgegangen, Bayern in den Augen des übrigen Deutschland zu heben und ihm Ehre zu bringen?
Wir betonen hier Bayern und Deutschland, aber wir wissen wohl, daß die Wirkung der königlichen Gedanken nicht aus dieses Volksgebiet beschränkt bleiben konnte. Der Monarch eines ansehnlichen Reiches nimmt eine Stellung ein, welche ihm die richtige Auffassung und Beurteilung der Dinge, die Schätzung ihres Wertes einerseits erschwert, anderseits aber auch in hohem Grabe er-
leichtert. Es ist wahr: auf der einsamen Höhe seines Thrones befinbet er sich wie auf einem hohen, tiefer abwärts von bichten Wolken umlagerten Berge; sein Blick vermag nicht durch biefe bunfeln Schichten hinburch zu bringen; was unten im Tale vorgeht, das Treiben der Menschen im einzelnen, ihre Leiben und F-reuben, ihre Gebrechen und ihre Bedürfnisse, das alles entzieht sich seiner Wahrnehmung und es sind großenteils nicht deutliche Stimmen, es ist häufig uur ein wirres Getöse, das von da unten her an sein Ohr schlügt.
Dagegen aber, wieviel freier, klarer, weiter dringend ist sein Blick ans der
Höhe, wohin ihn seine Würbe gestellt hat, wenn er nur überhaupt ein ge-
snnbes Auge besitzt und es zu gebrauchen versteht! Er atmet und schaut in reineren, ätherischen, nicht durch die Nebel und Dünste des Alltagslebens und seiner Bedürfnisse getrübten Lüsten, er erkennt besser die Verknüpfung der Dinge, die Bedeutung des einzelnen für das staatliche Ganze; die gemeinen, niebern Triebfedern der menschlichen Handlungen haben keine Macht über ihn. Wir Gelehrten, die wir jeder von uns ein bestimmtes Wissensgebiet bebauen und pflegen, sind vor allem der Versuchung der Einseitigkeit ausgesetzt; nur schwer und selten erheben wir uns zu jener unbefangenen und großartigen Auffassung, die das eigene Fach nicht überschätzt und dem fremben Fache volle Gerechtigkeit wtberfahren läßt. Wer ist nicht schon im Leben Gelehrten begegnet, welche jeben Kieselstein in dem Garten ihrer Wissenschaft für einen Diamant ansehen, bagegen in den Diamanten anderer nur Kieselsteine erkennen wollen?
Erhaben über solche Täuschungen und Einseitigkeiten urteilt, hanbelt ein König, welcher der Wissenschaft, nicht etwa bloß biesem ober jenem Fache, seine
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_ü._von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Deutschlands Deutschland Deutschland
123. Ein Siegesgruß aus deu bayerischen Bergen.
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Bis zum fernsten Ende, wo die Nordsee brandet, drang die glückliche Botschaft; die Kanonen riefen sie weit hinaus übers Meer; in der Hütte und im Palaste, im Herzen des Greises und im Herzen der Kinder stand derselbe Gedanke.
Wie großartig waren diese Stunden nun gar in den gewaltigen Städten, wo das reiche Leben in tausend Sprachen spricht, wo alle Kirchen ihr Geläute und alle Türme ihre Flaggen zur Feier senden! Zahllose Menschenmassen drängen sich durch die Straßen, ohne Unterlaß schafft die Presse und der elektrische Draht; jeder freut sich seiner Arbeit, aber niemand schämt sich der Rührung. Jedes Städtlein, so weit die deutsche Zunge reicht, trägt seine deutsche Fahne. Das ganze Vaterland ist geeinigt in dieser Freude, ein Fieber hämmert in allen Nerven, wir fühlen es, daß wir stark sind.
Ferne — in blauer, unermeßlicher Ferue — liegen die Alpen, der heilige Wall, mit welchem Deutschland beschirmt ist.
Wie stille ist es hier, wie einsam und friedvoll! In den Wäldern rauscht
der Nachtwind, am Felsenhang sprossen die Zyklamen; aber niemand kommt
und bricht die feinen Blüten; all die Fremden, die sonst so fröhlich im Grünen waren, sind fort. Sie sind im Kriege oder daheim, am eigenen Herde, denn der Ernst der Pflicht und die Größe der Zeit hat sie, abberufen.
Im Kriege? Wer möchte es hier ahnen, daß Krieg ist! Noch nie standen die Alpenhalden so schön und die Blumen so dicht; die Glocken der Herden
tönen so friedvoll, wenn sie abends zur Hütte kommen. Goldübergosseu
sinkt die Souue hinab über den einsamen Bergen. Wer möchte es ahnen, daß Krieg ist!
Und dennoch tönt kein Jodler hinaus in den schweigenden Abend, dennoch wissen es auch die Berge. Vor wenigen Wochen, als die Vollmondnacht über den weiten Wäldern lag, da klopfte es leise ans Fenster der Sennerin, da kam der Jägerbursch zu seinem Schatz und sagte ihr, daß es morgen srüh „ins Feld" geht. Kein Zug der Trauer lag über dem kühnen Gesicht, frisch und freudig ging es hinaus, es machte ihn so stolz, „daß wir alle beisammen stehen". Ja fürwahr, auch der schlichte Bauer hat die Vernunft der deutschen Einheit begriffen, auch die Herzen von Süddeutschland (nicht bloß die Waffen) sind mit in den Kampf gezogen.
Wie mag es wohl gehen draußen im Kampfe?
Es ist wieder Abend, die Sennerin sitzt vor der Hütte und denkt an ihren Liebsten, bis die Sonne'versinkt, bis die Sterne am Himmel blinken. Wie mag es wohl gehen? Da hallt mit einem Male ein Inh schrei herüber, wo der Weg über den steilen Grat emporsührt.
Zwei alte Männer mit grauem Schnurrbart, mit Rucksack und Axt bewaffnet, kommen gegangen, denn die jungen sind alle fort. Was mag es sein, daß sie noch so spät in die Berge kommen, daß sie so flink und rüstig den mühsamen Weg emporklettern? Eine schlimme Botschaft ist's ja kaum,
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103. Eine Fußreise mit König Max Ii.
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Bayrisch-Zeller Alm. Und während wir in einer Reihe, am langen Tische saßen, um der Aussicht willen, breiteten sich vor uns die Tiroler Berge im Abendsonnenschein zum wundervollsten Panorama. Seitab rechts und links lagerten die Leute von Zell, welche uns den ganzen Tag begleitet hatten, in bunten Gruppen.
Wir hatten zwei Tage, völlig eingeregnet, in dem Jagdschloß der Vorderriß verweilt, als endlich der 10. Juli den sehnlich erwarteten blauen Himmel brachte. Ein sonnenheller, kühler Frühmorgen weckte uns, die Berge waren mit frischgefallenem Schnee bedeckt, „angeschneibt", was als gutes Wetterzeichen gilt, und wir rüsteten uns zu einem Zuge über das Plnmser Joch (in Tirol), um von dort zum Achensee uiederzusteigeu. Durch das großartige Alpental zur Hinteren Riß wurde gefahren; dort bestiegen wir die Reitpferde, während unsere Wagen auf großen Umwegen über Bad Kreuth zum Achensee gingen, wo sie uns am nächstfolgenden Tage erwarten sollten. Wir ritten zwei Stunden einen rauhen Fußpfad hinan bis zur Hagelhütte; hier mußten wir absitzen, die Pferde wurden zurückgeschickt und das Steigen begann. Der König führte bei solchen Gelegenheiten einen Spruch, den er Saussure beilegte, im Munde: „Man muß auf die Berge steigen, als ob man niemals hinauskommen wollte" — und richtete sich nach dieser Regel. Er stieg äußerst langsam, aber sicher und ausdauernd und kam zuletzt doch immer ans Ziel, obgleich es den Begleitern manchmal schien, als sei Der Gipsel gar nicht zu erleben. So erreichten wir denn auch den wohl gegen 6000 Fuß hohen Rücken des Joches1) erst um zwei Uhr nachmittags. Da droben sah es prächtig aus: die Julisonne leuchtete blendend auf den frisch gefallenen Schnee, aus welchem ein den steileren Seitenhängen ganze Fluren rotblüheuder Alpenrosen hervorschauten, hier und da auch ein vereinzelt blühendes Edelweiß. Nun hätten wir oben unseren Mittagstisch halten sollen angesichts des großartigen Umblickes, der sich links in die tiefe Schlucht des Achensees, rechts in die Wildnisse der Hochalpenkette öffnete. Allein mitten im Schnee, der obendrein bereits wieder zu schmelzen begann, ließ sich das denn doch nicht durchsetzen. Rottenhöfer (der K. Mnndkoch) war schon frühmorgens mit vielen Trägern und seiner ganzen Küchenausrüstung heraufgegangen. Er hatte unfern des ungastlichen Joches eine Sennhütte, die Plumser Alm, gesunden, welche wenigstens Obdach bot. Aber an ein Ausschlagen der Tafel in der Hütte, wo nur eben das Bett der Sennerin neben dem Herde und dem Käskeffel Platz hatte, war freilich nicht zu denken. Rasch entschlossen, ließ er darum den einzigen größeren bedeckten Raum, den Kuhstall, ausräumen. Der Boden wurde zur Vertilgung ländlicher Gerüche dick mit frischem Hen belegt, die Wände mit Gewinden von Knieföhrenzweigen und Alpenrosen malerisch maskiert; vor der schlimmsten Partie aber waren zwei blendend weiße Bettücher in groß stilisiertem Faltenwürfe aufgehangen
*) Das Pluinser Joch, 1653 m hoch, mit großartiger Aussicht.
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werden! Die Worte fließen ihnen nur so von den Lippen; jeder möchte
erzählen und berichten von seinen Freuden und Leiden, seinen Ent-
deckuugeu und Erlebnissen und uns Kunde geben von seiner kleinen Ge-
dankenwelt. Denn hier sind alle auf ureigenem Grund und Boden, auf
dem sie königlich schalten und walten. Wohl dem Lehrer, der hier die
richtigen Saiten anschlägt. Er gewinnt unendlich viel mehr Unterrichts-
und Erzieherweisheit, als durch langes Bücherstudium; denn dann tun
sich die Herzen der Kinder weit vor ihm auf, und er kann da lesen und
lernen im Buch der Kindheit wie in keinem anderen Buch. Das Eltern-
haus mit seiner Einrichtung und nächsten Umgebung, mit seinen Be-
wohnern und Familiengliedern bietet eine schier unendliche Menge Stoff.
Ich füge einige Aufgaben an: Vom Aufstehen. Beim Mittagessen. Zu-
bettgehen. Der Geburtstag. Bei der Großmutter. Unsre Spielsachen.
Der Spaziergang mit Vater und Mutter. Der Besuch. Unser Garten.
In unsrer Spielstnbe. Unsre Kaninchen. Unsre Spiele. Auf dem
Hühnerhofe. Bei unserm Nachbar. An der Nußhecke. Im Obstgarten.
Auf unserm Boden. Kriegenjagen. Der Scherenschleifer. Das Kartoffel-
pflanzen. Unser Wohnhaus. In der Scheune. Der Viehstall.
Auschlußstoffe aus dem Lesebuch für Westfalen. 2. Teil.
Wiedemann: Das Vaterhaus. Seite 1.
Trojan: Mutter. Seite 3.
Ehamisso: Die Schwalben. Seite 4.
Gansberg: Der Garten. Seite 161.
er an die Seminargürten, im Osten an das Seminar und die Vorgärten,
im Süden an das Land an der Prekerstraße und im Norden an die Turn-
Halle und den alten Marktplatz. Seine größte Ausdehnung hat er von
Süden nach Norden. Das ist die Länge. Bon dem Schulgebäude im
Osten bis an die Seminargärten im Westen erstreckt sich die Breite des
Platzes. Die Länge und Breite werden geschätzt, abgeschritten und ge-
messen. Der Schulhof ist 89 m lang und 46 m breit. Alle Schüler
schreiben die Zahlen in ihr Notizbuch. Der Schulhof dient zum Spielen
und Turnen der Schüler. Hinter dem Schulgebäude und vor der Turn-
halle steht eine Reihe schattiger Ulmen; an der Südseite spenden zwei
Reihen Laubbäume und dahinter eine Reihe Fichten Schatten. Im
Sommer laden uns unter den schattigen Baumkronen Bänke zum Sitzen
ein. Am Schulgebäude sind Wasserkräne mit Bechern für die Schüler.
In der Nordwestecke stehen Turngeräte. Weuu es schlechtes Wetter ist,
wird iu der Turnhalle geturnt. Sie liegt nordwestlich vom Schulgebäude
und ist kleiner als es. Die Länge und Breite der Halle werden geschätzt,
abgeschritten und gemessen. Im Innern stehen viele Turngeräte. Da
sehen wir Kletterstangen und -Taue, Laufringe, Barren, Böcke, Recke
und viele andre Geräte. Unter der Decke hängen große Lampen, und
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